Sehr geehrte Damen und Herren!

Wegen der Coronakrise mussten wir leider vorübergehend die Tafel Dorsten schließen.

Dies ist ein solidarischer Akt unseren fast 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber, die fast ausschließlich der sogenannten Risikogruppe angehören.

Täglich erreichen uns Nachfragen und Angebote von hilfsbereiten Menschen, die nicht der Risikogruppe angehören und die Arbeit auch in dieser schweren Zeit aufrechterhalten möchten. Diese momentane hilfsbereite Stimmung erinnert uns sehr an die Zeit von 2002, als wir den Dorstener Laden gegründet haben.

Ausdrücklich bedanken wir uns für jedes dieser Angebote! Aber nicht alles ist umsetzbar. Aus zeitlichen Gründen können wir nicht auf jede Anfrage einzeln antworten. Ich möchte in Form eines Frage-Antwort-Spiegels eine allgemeine Auskunft zu häufig gestellten Anfragen geben:

  1. Wir bieten uns an, Waren zu bedürftigen Menschen auszufahren.

Antwort: Wir sichern unseren Kundinnen und Kunden Verschwiegenheit zu. Die meisten schämen sich wegen ihrer Armut. Wir nehmen das ernst und geben keine Adressen an Dritte weiter.

  1. Müssen Kundinnen und Kunden der Tafel jetzt hungern?

Antwort: Nein! Da die Zuspitzung der Krise vorhersehbar war, haben wir in den letzten Wochen die Warenmenge erhöht, die die Kunden mitnehmen konnten. Dabei haben wir vor allem zusätzlich Konserven ausgegeben. Außerdem bieten die Lohnersatzleistungen eine auskömmliche Versorgung mit preiswerten Lebensmitteln aus den Discountern.

  1. Hat die Tafel genügend Ware? Viele Tafeln klagen über zu geringe Warenspenden.

Kurze Antwort: Ja! In der Tafel Dorsten haben wir genügend Ware. Nur Frischware wie Obst und Gemüse kommt wegen der Hamsterkäufe natürlich nicht mehr in den Warenkorb der Tafel.

  1. Kann ich als junger Mensch nicht den Warenverkauf im Dorstener Laden wieder initiieren?

Antwort: Ja, das geht! Wir brauchen nur genügend Freiwillige. Der Laden ist beengt, wegen der Ansteckungsgefahr können wir immer nur einen Kunden bedienen und nicht mehr wie bisher drei bis vier gleichzeitig. Wir müssten daher die bisherige Anzahl der Ausgabetage von zwei auf sechs erhöhen, um alle Berechtigten zu bedienen. Wir müssen im Wartebereich draußen den Abstand gewährleisten. Wir brauchen an jedem Tag folgende Personen:

2 Personen im Verkauf

2 Personen im Eingangsbereich (Einlass/ Kasse)

2 Personen zum Nachräumen

2 Personen für die Hygiene/ Putzen

3 Personen für den Ordnerdienst draußen (Einhalten des Abstands)

1 Ersatzkraft, wenn jemand mal zur Toilette muss

 

  1. Wie viel Zeit muss ich mitbringen?

Antwort: Morgens wird die Ware angeliefert, sortiert und gepackt. Wegen des fehlenden Kundenkontakts könnten dies bisherige Mitarbeiter machen.

Die Personen für den Verkauf und das Nachräumen müssten um 13 Uhr da sein, Ausgabeende ist gegen 18:30 Uhr, wenn alles gut läuft. Es kann auch schon einmal etwas später werden.

  1. Erhalte ich eine Vergütung?

Antwort: Nein! Alle Tafelmitarbeiterinnen und -mitarbeiter arbeiten rein ehrenamtlich. Es wird keine Vergütung oder Fahrtkostenpauschale gewährt.

  1. Bin ich bei der Tätigkeit versichert?

Antwort: Die Tafel Dorsten hat alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einer Haftpflichtversicherung abgesichert. Ein besonderes Risiko (hier: Ansteckung) trägt jeder selber.

  1. Gibt es besondere Schutzmaßnahmen?

Antwort: Wir haben genügend Einweghandschuhe und Einmaltaschentücher vorrätig. Auf den Toiletten können wir das regelmäßige Händewaschen gewährleisten. Durch den Ordnerdienst und die Begrenzung des Einlasses können wir versuchen, die Ansteckungsgefahr zu minimieren.

  1. Wie kann ich in dieser besonderen Zeit helfen?

Antwort: Richten Sie Ihren Blick bitte in Ihre direkte Wohnumgebung: Wo ist jemand einsam? Gibt es alte oder gebrechliche Menschen? Kann ich Einkäufe für andere tätigen? Kann ich vielleicht für Menschen in finanziell prekären Situationen den Einkaufspreis für diese Waren selber etwas unterstützen?

Denken Sie bitte auch an die Obdachlosenhilfe. Hier unterstützt die Dorstener Tafel weiterhin diese Organisation, aber es wird immer neu Ware benötigt.

  1. Können sich Bedürftige weiterhin mit Lebensmitteln versorgen?

Antwort: Es gibt in Dorsten am Hervester Bahnhof (Am Holzplatz 19, neben der Moschee) einen kleinen Raum der Foodsaver. Dort liegen Lebensmittel, auch aus der Tafel. Dort können alle Menschen dieser Stadt ohne Nachweis ihrer Bedürftigkeit Lebensmittel abholen, die sonst weggeworfen würden. Auch die Foodsaver sind auf Lebensmittelspenden angewiesen, denn  in dieser Zeit gibt es in den Lebensmittelmärkten ja kaum Ware, die das Ablaufdatum erreicht.

Sie sehen: In Dorsten muss niemand verhungern! Viele Organisationen arbeiten im Ehrenamt, da ist eine Zusammenarbeit ohne lange Konferenzen und Verträge möglich. Während die Tafel geschlossen hat, fahren die Helferinnen und Helfer der Foodsaver die Lebensmittelmärkte ab.

Die Dorstener Tafel unterstützt die Obdachlosenhilfe.

Eine große Sorge ist, was mit den riesigen Mengen an Lebensmitteln geschieht, die Menschen jetzt zu Hause horten. Sie können gar nicht alles aufessen. Wir befürchten ein hohes Maß an Lebensmittelverschwendung nach der Krise.

Hier würden wir uns freuen, wenn Sie nach der Krise in Ihrem Umfeld solche Lebensmittel sammeln und uns bringen würden. Unsere Kundinnen und Kunden freuen sich darüber und wir auch!

Bleiben Sie gesund! Bleiben Sie solidarisch! Helfen Sie in Ihrer Nachbarschaft!

Für die Dorstener Tafel

Vorsitzender

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