Als 2003 die Gründung einer ‚Tafel‘ in Angriff genommen wird, fragen die Initiatoren Pastor Eickmann-Gerland und Pastor Schlotmann die damals 66-jährige Hedwig Schnatmann, ob sie nicht die Leitung übernehmen möchte. Viel zu früh wurde sie Witwe und nahm dankbar die Aufforderung nach einer neuen, erfüllenden Herausforderung an. Sie sagte zu, ein Ja, das ihr quasi einen Fulltime-Job bescherte – mit Überstunden bis in die Nacht.

Seither ist sie Kopf und Herz der Tafel, organisisiert den ehrenamtlichen Einsatz der Fahrer und Helfer, ist Ansprechpartnerin für Besucher, Pressevertreter – und Jugendliche und Erwachsene, die Sozialstunden ableisten müssen.

Ist im Duisburger Hafen eine Palette Tiefkühlpizza umgekippt und sind die Verpackungen beschädigt, die Ware ist also nicht mehr verkäuflich, organisiert Hedwig Schnatmann auf die Schnelle einen Fahrer für den Kühlwagen der Tafel, der einen Teil in den Laden nach Wulfen bringt, den Rest zu befreundeten Tafeln der Umgebung – und das alles muss passieren ohne Unterbrechung der Kühlkette.

Wer ist vor Ort, wenn abends nach Ladenschluss die angelieferten Brötchen zu dritt oder viert eingetütet werden müssen für den Verkauf am nächsten Tag? Einige andere HelferInnen – und Hedwig Schnatmann: „Die Arbeit muss vom Tisch“.

Dass es im Winter in den Räumen der Tafel fast genauso kalt ist wie draußen, ist für sie unproblematisch und eher ein Vorteil: „Das Arbeiten in der Kälte härtet ab und macht immun gegen Erkältungsviren.“

Wenn man Kunden nach Hedwig Schnatmann befragt, so wird sie beschrieben als Frau mit „Ecken und Kanten“, aber „das Herz hat sie am rechten Fleck“. „Ich habe mein ganzes Arbeitsleben als Chemikerin fast nur mit Männern zusammengearbeitet; da habe ich gelernt, zu organisieren und mich durchzusetzen, sonst hätte ich nicht diesen Weg gehen können“, erklärt sie selbst ihre Resolutheit. Wer ohne Dorsten-Pass zur Anmeldung kommt, wer ohne Termin einkaufen möchte, riskiert einen deutlichen Kommentar – und geht fünf Minuten später wieder mit voller Einkaufstasche.

Gerechtigkeitsgefühl und Sensibilität bestimmen ihr Handeln. Sie ärgert sich über die (wenigen) Kunden, die Waren für sich reklamieren auf Kosten anderer, und lässt sie das auch spüren; jedem Bedürftigen soll geholfen werden, keiner soll ‚zu kurz‘ kommen. Wichtig zu erwähnen: Ihr Einsatz für ihre (allesamt ehrenamtlichen) Mitarbeiterinnen; sie kauft den Kaffee, sie hat ein offenes Ohr für manche Sorgen. Steht eine Ehrung an, so verweist sie – nicht als übliche Floskel, sondern überaus glaubhaft und ehrlich – darauf, dass sie „nur als eine Vertreterin für die vielen Helferinnen mit Herz und Hand“ da steht, so auch bei der Auszeichnung anlässlich der ersten Ehrenamtsgala der Stadt Dorsten.

Die Tafel und ihre Kunden können sich glücklich schätzen, dass diese engagierte, tatkräftige Frau solche Verantwortung und Arbeit so kompetent auf sich nimmt.

Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tafel wünschen Dir, liebe Hedwig, alles Gute zu Deinem runden Geburtstag!
Bleibe wie Du bist und uns noch lange erhalten!

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